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„Helft uns helfen!“

DRK-Schwesternhelferinnen und DRK-Helferinnen der Kreisstelle Gelnhausen und ihre Einsätze von 1933 bis 1945

Sabine Hofmann vom Geschichtsverein Gelnhausen ist die Autorin des dritten Buches, das sich nahtlos in die Reihe der vorherigen Veröffentlichungen einfügt. Es beleuchtet einen weiteren wesentlichen Bereich der Rotkreuzarbeit.

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„Helft uns helfen!“

„Helft uns helfen!“

Das Buch ist beim DRK-Kreisverband Gelnhausen-Schlüchtern erhältlich und kann unter 06051 4800-0 angefordert werden. Für Mitglieder gilt ein reduzierter Preis von 5,00 Euro, für alle anderen kostet das Buch 10,00 Euro.

In der Zeit des Zweiten Weltkrieges stellten sich unzählige Frauen aller Altersgruppen in den Dienst des Roten Kreuzes. Sie übernahmen verschiedene Aufgaben, vor allem die Pflege und Versorgung von Verletzten. Im Archiv des Kreisverbandes lagern mehr als 700 Schwesternakten. Sabine Hofmann hat sich der Herkules-Aufgabe gestellt und alle Akten in akribischer Kleinarbeit gesichtet und ausgewertet. Entstanden ist ein 220 Seiten starkes, eindrucksvolles Buch, das diesen ganz unterschiedlichen Frauen, die in der schwierigsten Zeit der über 150jährigen Rotkreuzgeschichte tätig waren, ein Gesicht gibt, ihre Arbeit würdigt und die Erinnerung wach hält. Das Buch schildert Inhalte der Ausbildungen, zeigt persönliche Briefe, stellt die Einsatzorte vor und macht die Bedingungen deutlich, unter denen die Frauen gearbeitet haben. Darüber hinaus stellt es diese Arbeit in den historischen und regionalen Kontext. Der zweite Teil der Veröffentlichung enthält Zeitzeugenberichte und thematisiert die Arbeit des ambulanten Pflegedienstes in heutiger Zeit. Viele Menschen aus der Region werden in dem Buch Angehörige wiederfinden oder bekannte Namen entdecken.

Die Rotkreuzschwestern setzten ein Zeichen von Menschlichkeit in einem menschenverachtenden System

Im normalen Sprachgebrauch wurden die Frauen damals „Rotkreuzschwestern“ genannt. Doch intern gab es unterschiedliche Bezeichnungen, die aus verschiedenen Ausbildungsgängen resultierten. Man unterschied zwischen Voll-, Lern- und Hilfsschwestern sowie Schwesternhelferinnen und Helferinnen. Das Buch gibt Aufschluss über die einzelnen Ausbildungsgänge. Nach der Ausbildung in Theorie und Praxis wurden die Frauen ihrem Dienst zugeteilt. Einsatzgebiete waren unter anderem Wehrmachts-Reihenuntersuchungen, Impfungen, Entlausungen, Musterungen der Wehrmacht, Rettungsdienst in den Unfallhilfsstellen, Kinderlandverschickungen und Luftschutzsanitätsdienst, aber auch Einsatz in den Lazaretten in Polen, Tschechien, Lettland, Russland, der Ukraine, Frankreich, Italien und in den Niederlanden. Der Einsatz im Krieg verlangte von den „Schwestern“ weit mehr als medizinische Fachkenntnisse: Gefordert waren neben Mut, einem starken Willen und großer Belastbarkeit auch die Fähigkeit, trotz persönlicher Betroffenheit Trost zu spenden und Hoffnung zu vermitteln. Die Rotkreuzschwestern setzten ein Zeichen von Menschlichkeit in einem menschenverachtenden System, in einem unmenschlichen Krieg.

Einsatz im Ausland

Von Nora Kalbfleisch aus Gelnhausen ist ein Tagebuch erhalten, in dem sie ihren Einsatz in Smolensk beschreibt. „Heute morgen mal bei der Visite dabei gewesen. Einfach deprimierend, wie die Soldaten da liegen“ schreibt sie. Eine andere Krankenschwester macht in ihrem Bericht die Dimension des Leides deutlich: „Die Arbeit beginnt, das Haus ist schon voll belegt. Viele junge Menschen, ein furchtbares Elend und draußen schon eine Anzahl Gräber“. In einem Brief an Zugführerin Gertrud Thiele beschreibt Erna Wies, was sie bei ihrem Einsatz im weißrussischen Slonim besonders beeindruckt hat: „Diese Dankbarkeit und dieser Mut zum Leben bei den Menschen, die aus dem größten Dreck herausgekommen sind.“

„Wir mussten mit primitiven Mitteln arbeiten“

An vielen Bahnhöfen versorgten die Rotkreuzkräfte die Soldaten mit Getränken und Mahlzeiten, auch in Gelnhausen. Die heute 97jährige Johanna Almeritter aus Neuenhaßlau schildert in ihrem Zeitzeugenbericht, wie die Alarmierung ablief, wenn ein Zug mit Verletzten erwartet wurde. Sie machte sich dann mit dem Fahrrad auf den Weg nach Gelnhausen. „Wir mussten mit primitiven Mitteln zurechtkommen“, erinnert sie sich. 

Der zweite Teil des Buches geht auf die Herausforderungen und Aufgaben in einem modernen Pflegedienst ein. „Ohne Herzlichkeit und Einfühlungsvermögen ist diese Arbeit nicht möglich“, bringt die Leiterin der Station Bieber Christine Stichel die besonderen Anforderungen auf den Punkt. Der ambulante Pflegedienst ermöglicht es vielen Menschen, die Hilfe im Alltag benötigen, lange in ihrem häuslichen Umfeld bleiben zu können. Dabei wird Qualität in der Pflege groß geschrieben. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen bestätigt das jährlich und hat dem Pflegedienst des DRK zehnmal in Folge die Note 1,0 verliehen. 

Was die Schwestern von früher und heute verbindet ist die Kombination von Professionalität und Fachwissen mit Menschlichkeit und Zuwendung. Immer steht der Mensch mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt, auch wenn sich die Bedingungen grundlegend geändert haben.